LC Portogruaro und LC Dresden Agenda 21

Blättert man im LIONS-Verzeichnis so findet man bei den Zielen der LIONS-Bewegung ganz zu Beginn: „Den Geist gegenseitiger Verständigung unter den Völkern zu wecken und zu erhalten.“ Und etwas später noch: „Internationale Verständigung setzt ein gründliches Kennen anderer Völker … und persönliche Beziehungen voraus“.

Seit 1979 besteht eine Jumelage unseres Club mit dem Freunden des LC Portogruaro (Provinz Veneto), seit 2010 sind wir eine weitere Jumelage mit dem LC Dresden Agenda 21 eingegangen.

Seit den allerersten Tagen ist unser „wandelndes Lexikon“ Dkfm Dr. Hubert Laaber  Jumelagebeauftragter, gemeinsam mit seiner Gattin Hertha haben wir Fakten und Anekdoten aus 33 Jahren Jumelage ausgegraben. Der erste Anstoß, dies sei festgehalten, kam nicht von den Ischlern sondern aus dem Süden. „Hubert, stell da vor“ meinte eines Tages Dr. Joschi Sora, „da is a Brief aus Italien, die wollen a Jumelage mit uns eingehen“. – „Nur zu“, meinte Hubert Laaber, der sofort seine Rolle als Übersetzer sah. „In all den Jahren war ich der Dolmetscher, ein einziges mal war ich krankheitsbedingt nicht bei der Jumelagereise dabei“ strahlt unser Sprachkompetenzzentrum.

Initiator dieser Verbindung war Prim. Dr. Carlo D’Orlando, gemeinsam mit dem legendären Livio Leonardelli war er der Motor auf italienischer Seite, im Ischler Club waren es der vielseitig gebildete Humanist Joschi Sora und Hubert Laaber, die Dank Ihrer Offenheit und ihrer Sprachkenntnisse zu den tragenden Säulen der Jumelage wurden und über Jahrzehnte blieben.

Verblüffend, wie viele Reisen und Kontakte es im Frühjahr 1977 gab – vier Besuche und Gegenbesuche in gut zwei Monaten und so wurde am 11.6.1977 die Jumelage beschlossen, tags darauf gab es gleich eine Schiffsreise durch die Lagune von Venedig zu den Inseln Murano und Burano.

Und schon 14 Tage später kam ein Autobus voller Italiener in der Kaiserstadt an – zu einem ersten Schnupperbesuch, die große Jumelagereise sollte dann im September 1977 stattfinden. Feierlich begründet wurde die Jumelage 1979, seither hat sich ein Rhythmus eingebürgert – zumindest einmal pro Jahr fährt einer der Clubs über die Alpen und so hat man im Lauf der Jahrzehnte das gesamte Veneto besucht und umgekehrt viele Facetten des Salzkammergutes erkundet; diese Visiten fanden zu allen Jahreszeiten statt, man erlebte Grillfeste und Weihnachtsfeiern, die Kulturstädte Salzburg und Triest standen auf der Besuchsliste, Schiffsrundfahrten in der Lagune von Grado ebenso wie bei Sonnenuntergang auf der legendären Gisela bis zum Schloß Ort am Traunsee.

Freilich: zum „gründlichen Kennen eines anderen Volkes“ ist die Kenntnis der jeweils anderen Sprache unabdingbar. Und hier menschelt es halt auch bei den LIONS –  mehr oder weniger: nach vielfachen Beteuerungen, jetzt doch endlich einen Kurs zu machen können inzwischen immerhin einige Ischler Italienisch und deutlich weniger Italiener Deutsch. Und deshalb stockt gelegentlich halt der Diskurs schon nach einem höflichen „Buongiorno“ oder „Come va?“

Aber man kennt sich inzwischen seit vielen Jahren und immer wieder hat sich gezeigt, dass bei einem opulenten Essen und entspannter Atmosphäre in herrlicher Landschaft die Kommunikation auch über andere als die grammatikalisch exakten Sprachkanäle gut läuft. Wir Österreicher haben gelernt, dass der Ausdruck Pünktlichkeit südlich von Tarvis anders gelebt und interpretiert wird und dass man den Programmpunkt von 14h30 vorsorglich gleich für 15h30 ansetzen kann – inoffiziell, natürlich.

Wir haben aber auch gastronomische Höhepunkte erleben dürfen – mancher Ischler LIONS hat in Portogruaro seinen ersten Hummer oder die erste Languste seines Lebens verspeist – wir waren in Weingütern und stilvollen Landsitzen zu Gast, die wir im Salzkammergut kaum in gleicher Weise bieten können. Wir haben auch gesehen, dass eine österreichische Winzerjause vielleicht erst einer kurzen Erläuterung bedarf, damit sie dann richtig aufgenommen wird. Aber dokumentiert ist, dass das österreichische Bier seine Wirkung bei den Italienern nicht verfehlt hat, da sah man einst tatsächlich distinguierte Herren auf der Laimer Alm singend die Bierkrüge schwenken und auf den Tischen tanzen …

Erlebnisse hat es viele gegeben im Lauf der Jahre, von Schiffen mit Motorschaden bis zum gemeinsamen Singen an Bord oder ausgelassen Tanzereien. Wir erinnern uns gerne an legendäre Persönlichkeiten auf beiden Seiten, unvergessen ist Joschi Sora, der in Graz italienisch zu den Gästen sprach, sich umdrehte – und auch zu den Österreichern auf Italienisch weiter redete. Unvergessen ist der große Ischl-Liebhaber Livio Leonardelli, der privat mehrfach pro Jahr nach Bad Ischl kam – und sich dann immer ein Gulasch bei Hertha Laaber wünschte. Livio hat nicht nur italienische Musikkapellen zum Ischler Stadtfest mitgebracht, er hat auch Wein für unseren damaligen Sektstand gespendet und immer wieder hat er Freunde mit der Frage: „Was, Ihr kennt Bad Ischl noch nicht“ mit in die Kaiserstadt gebracht.

Neben Hubert Laaber muß natürlich auch die Chefdolmetscherin auf italienischer Seite erwähnt werden: die Tatsache dass eine gebürtige Badenerin nach Portogruaro geheiratet hat, hat uns oft die Konversation erleichtert: ein Danke an dieser Stelle an Helga und Aldo Fumei.

Freute man sich oft gemeinsam über Schönes, so wurde immer wieder auch miteinander getrauert: erst 2010 verstarb viel zu früh und nach langem Kampf unser lieber Freund Ricardo Traverso.

Das wohl größte gemeinsame Projekt war die große Salzkammergutausstellung 1980 in Portogruaro: unter der Präsidentschaft von Erich Bahn hatte Dr. Heinz Schneider alle seine Energie in dieses Unterfangen gesteckt, vier Wochen lang waren dutzende Exponate öffentlich in unserer Partnerstadt ausgesellt, Kultur und Brauchtum des Salzkammergutes wurden in einer auch medial viel beachteten Weise den Italienern dargeboten.

Die beiden Clubs von Bad Ischl und Portogruaro haben aber auch – getreu den Zielen und Idealen der LIONS – gemeinsam in Notfällen geholfen: zunächst nach dem furchtbaren Erdbeben in Friaul und später in Umbrien: wieder war es Dr. Heinz Schneider, der sich für grenzüberschreitende humanitäre Hilfe stark gemacht hatte – und so wurde im Juni 1998 ein österreichisches Bockhaus als neues multifunktionales Gemeinde- und Pfarrzentrum im zerstörten Dorf Pascelupo errichtet und schon wenig später von einer Ischler Delegation besucht.

Erst 2009 erfolgte der letzten Akt von großer gemeinsamer Symbolkraft: begeleitet von Bürgermeister Hannes Heide und Vizebürgermeister Johann Panhuber konnten die Ischler LIONS mit ihren italienischen Freunden im Zentrum von Portogruaro, gleich neben dem legendären Hotel Spessotto ein Denkmal für Staatsvertragskanzler Julius Raab enthüllen: er hatte als junger Offizier in den letzten Tagen des 1. Weltkrieges die Sprengung der historischen Brücke im Zentrum von Portogruaro und somit weitere Opfer verhindert.

Und: als Männerclub wissen wir LIONS, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau steht: seit Jahrzehnten gilt Hubert Laaber als DER Dolmetscher im Ischler Club. Viel beschäftigt, stets Träger einer Hauptrolle, wenn die Italiener kommen. Und so stellte er eines Tages ganz verblüfft fest, dass seine Gattin Hertha – stets still im Hintergrund – sich ebenfalls in gutem Italienisch mit einigen Gästen unterhielt. Und total verblüfft staunte er: „Seit wann kannst DU denn Italienisch???“.

Noch um vieles jünger, dafür sprachlich viel unkomplizierter, ist unsere Verbindung zum Club Agenda 21 aus Prof. Horst Kummers Heimatstadt Dresden. Besuche in Ischl und Dresden haben bereits nette Kontakte knüpfen lassen und neue Freundschaften aufgebaut, 2010 wurde im tschechischen Krumau die Jumelage offiziell besiegelt. Beide Partnerschaften  sollen natürlich auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter gepflegt werden …