LIONS-Stahelschießen - 30 Jahre

Salzkammergut-Traditionspflege  

Vor rund 3 Jahrzehnten war Werner Riener als junger Clubpräsident auf der Suche nach neuen Ideen für Activities. Zur selben Zeit befand sich der Verein der Rettenbacher Stahelschützen in einer schwierigen Phase, der Neubau eines Vereinslokals hatte große Mittel verschlungen, die Mitgliederzahl stagnierte, das Vereinsleben und somit der Erhalt alten Brauchtums drohte an einem toten Punkt anzugelangen.

Werners damaliger Clubmeister Walter Stepina war ja im erlernten Beruf Büchsenmacher und hatte eine Ahnung vom Stahelschießen. So entstand die Idee, durch eine LIONS-Veranstaltung diese Tradition erhalten zu helfen und den Schützenverein zu unterstützen. Werner besuchte Oberschützenmeister Grießhofer (Rettenbach)  und Schützenmeister Kain in Bad Goisern um das Brauchtum des Stahelschießens aus kompetenter Quelle kennen zu lernen.

Gemeinsam wurde das erste Stahelschießen für Lions in der Schießstätte Hubhanslau ausgerichtet, Walter Stepina ließ extra dafür Zielergewänder nach altem Muster anfertigen. Vereinbarungsgemäß ging ein Teil des Reinerlöses an den Schützenverein und da das erste Schießen ein Erfolg war wurde es in der Folge jährlich durchgeführt.

Kurz zur Erklärung für alle Leser, die nicht aus dem Salzkammergut stammen: ein Stahel – Dialektaussprache „Stachö“ – ist eine Armbrust, im Salzkammergut weit verbreitet und bei den Schützen sehr populär. Die „Zielerbuam“ (die auch Mädchen sein können) lesen die erzielten Ringe ab und melden das Resultat, bei einem Volltreffer – einer „Sau“ - ertönt ein herzerfrischender Juhitzer und der Zielerbub schlägt ein Rad, geht in den Handstand oder macht einen Purzelbaum; ein Trinkgeld des Schützen ist ihm gewiss!

Die Schützentradition sieht zunächst 15 Schuss aus der so genannten „Stammeinlage“ vor – also drei Mal fünf Schuss für jeden Teilnehmer - die in die Wertung kommen. Ehrgeizige Schützen können weitere Schuss nachkaufen um den begehrten Titel des Schützenkönigs bzw. der Schützenkönigin zu erringen, zusätzlich wird der so genannte Tiefschuß auf die Festscheibe gewertet. Als Krönung gibt es jedes Jahr eine Juxscheibe, deren Motiv traditionell den Beruf oder die Hobbies des amtierenden Präsidenten widerspiegelt – für die liebevolle Gestaltung dieser Kunstwerke sei Johanna Ballerin unser herzlicher Dank ausgedrückt.

Der Organisator definiert mit dem Schützenmeister ein Ziel auf der Juxscheibe das natürlich geheim bleibt – wer diesem dann am nächsten kommt, der darf die Scheibe sei Eigen nennen. Während die einen nun um Siegertitel und Ehrenscheiben kämpfen, steht für die weniger talentierten ein anderer Aspekt im Vordergrund: nur ja die berühmte Schneiderfahne vermeiden zu können – sie wird nämlich rituell über die Schultern des schlechtesten Schützen gelegt und die Tradition will es, dass die Schneiderfahne dann einige Tage vom Balkon des Bedauernswerten weht (was letztlich aber nicht so streng eingefordert wird…) 

Durch den Erfolg des ersten LIONS-Schießens ermuntert bot der Schützenverein fortan öfters die Durchführung eines Stahelschießens an -  für Firmen, Geburtstagsfeiern und andere Anlässe, die Vereinssituation verbesserte sich nachhaltig. Leider verstarb vier Jahre nach der Premiere Walter Stepina völlig unerwartet, in Erinnerung an ihn findet das Stahelschießen bis heute statt. Aus dem ersten Versuch sind drei Jahrzehnte geworden, das LIONS-Stahelschießen ist heute selbst zur Tradition geworden.

Der Besuch zahlreicher LIONS-Freunde aus Oberösterreich und Bayern bei der 30. Auflage vergangenen September zeigte auch die große Wertschätzung gegenüber dem langjährigen Organisator Werner Riener, dessen Ausdauer und Zähigkeit dieses Ereignis zu verdanken ist. Und so kennt man  seit Jahren manche Spitzenschützen und –schützinnen, ja ganze Familienclans, die sich regemäßig in die Siegerlisten eintragen. Und schon oft konnten sich auch Gäste von den befreundeten Clubs auf die Stockerlplätze schießen und Trophäen mit nach Hause nehmen.

Mit der Überreichung eines „Stahel-Löwens“ und mit anhaltendem Applaus wurde 2010 Direktor Werner Riener für sein Engagement über die vielen Jahre hindurch gedankt. Er übergab die Verantwortung für das künftige Stahelschießen an DI Bernd Leithner, wo wir es in guten Händen wissen.

Übrigens: der Rettenbacher Schützenverein floriert und erfreut sich wieder eines rührigen Vereinslebens; um die Zukunft des Schützenwesens braucht man sich also nicht zu sorgen …